top of page

Wenn alles zu viel wird – was Social Media mit dem Social Dance macht

Über die Rückkehr zur Verbindung auf der Tanzfläche


Neulich habe ich alte Fotos durchstöbert. Eines davon hat mich innehalten lassen: ein Bild aus dem Jahr 2006, aufgenommen beim Salsacamp in Fürth. Eines der beliebtesten Salsafestivals in Deutschland zu jener Zeit...

Ich erinnere mich, wie viel wir in den ersten gemeinsamen Jahren unserer Tanzpartnerschaft auf Kongresse, Festivals und Events unterwegs waren und die Wochenenden voller Energie, sich verstärkenden Vibes und unvergesslichen Momente waren.

Damals war Salsa für mich ein Entdecken. Ein Einlassen. Etwas Echtes, Ungeplantes, Lebendiges. Es war kein Wettbewerb, keine Bühne, kein Projekt. Es war ein Raum – in dem man sich über Musik begegnete, in dem aus Schritten Verbindung wurde.


Der Zauber des Anfangs

Wenn ich zurückdenke, war das Social Dancing damals etwas ganz Natürliches. Unaufgeregt. Man fragte jemanden zum Tanz – nicht nach der Followerzahl oder in Erwartung auf die visuelle Begleitung durch Handy und Kamera. Man war im Moment. Im echten, ungefilterten Jetzt.

Ich erinnere mich an Nächte, in denen man mit Fremden tanzte, lachte, sich spürte – für genau drei Minuten. Und das reichte. Man ging weiter und es musste nichts festgehalten werden. Der Moment war genug.


Sichtbarkeit & Selbstdarstellung – was ist passiert?

Heute hat sich vieles verändert. Die Szene hat sich entwickelt, professionalisiert, erweitert. Es gibt unglaubliche TänzerInnen, fantastische Shows, lehrreiche Online-Inhalte. Die Tanzwelt ist vernetzt, dynamisch, kreativ.

Aber sie ist auch lauter geworden. Schneller. Sichtbarer. Schriller?

Viele tanzen nicht mehr nur für den Moment, sondern für den Feed. Nicht mehr für die Verbindung, sondern für die Perfektion. Und während wir an Technik und Präsenz feilen, verlieren wir manchmal das, was Salsa ursprünglich ausgemacht hat: das Menschliche. Das Spontane. Das Unperfekte.


Wenn Social Dancing zur Bühne wird

Sichtbar wird es auf den Social Events und Partys: Blicke, die nicht beim Partner sind, sondern bei der Kamera. Bewegungen, die nicht aus dem Moment entstehen, sondern aus dem Bedürfnis, zu beeindrucken. Eine gewisse Härte hat sich eingeschlichen – wo früher Leichtigkeit war. Die Tanzfläche wird zur Bühne, das Miteinander zur Choreografie. Wir sind sichtbar, ständig – aber sind wir noch verbunden?


Zurück zur Essenz

Ich glaube, gerade heute – in dieser lauten, fordernden Welt – braucht es Räume, in denen wir einfach nur tanzen dürfen. Nicht performen. Nicht gefallen. Nicht posten.

Sondern atmen, fühlen, hören, berühren.

Das Social Dance war nie dazu gedacht, perfekt zu sein. Es war ein Gespräch ohne Worte. Ein Lächeln. Ein Loslassen. Ein Ort, an dem du selbst sein durftest – mit all deiner Geschichte, deiner Stimmung, deinem Rhythmus.


Ein Tanz sagt mehr als ein Reel

Die "Dance Industry" hat viel möglich gemacht – und ich bin dankbar für all die großartigen LehrerInnen, Events und Entwicklungen der letzten 25 Jahre. Aber ich glaube, es ist Zeit, wieder bewusst zu wählen, warum wir tanzen.

Nicht gegen etwas, sondern für etwas. Für Verbindung. Für Menschlichkeit. Für Echtheit.

Denn am Ende ist es doch so: Der schönste Tanz ist der, den du mit jemandem teilst – nicht der, den du am besten aufzeichnest.


Meine Einladung an dich

Wenn du das nächste Mal auf der Tanzfläche stehst – lass das Handy in der Tasche. Schau deinem Gegenüber in die Augen. Tanze mit dem, was gerade da ist. Lass dich überraschen. Lass dich berühren. Lass dich führen – oder führe, mit Herz.

Denn genau da – im echten Moment, in der ehrlichen Bewegung – lebt die Magie des Social Dance weiter.

Und vielleicht erinnerst du dich dann auch…an ein altes Foto, einen ersten Tanz, ein Lächeln – das den Unterschied gemacht hat.

1 Comment


That‘s it…. So treffend formuliert 💃🏼 genau so nehme ich dich beim Tanzen wahr und genau darum gehe ich so gerne in deine Kurse 💕

Like
bottom of page