Embodied Kognition: Warum Tanzen mehr ist als Bewegung
- Heike Fermin Guillen
- 12. Juni
- 3 Min. Lesezeit

Hast du dich schon mal gefragt, warum du dich nach dem Tanzen klarer, lebendiger oder sogar mutiger fühlst?
Vielleicht kennst du das Gefühl: Du kommst gestresst in den Kurs, deine Gedanken drehen sich im Kreis – und nach ein paar Minuten Bewegung fühlt sich alles leichter an. Das liegt nicht nur an der Musik oder der körperlichen Anstrengung. Sondern daran, dass dein Körper und dein Denken untrennbar miteinander verbunden sind.
In der Wissenschaft nennt man das Embodied Kognition – und sie bestätigt etwas, das Tänzerinnen und Tänzer schon lange spüren: Bewegung verändert, wie wir denken, fühlen und handeln.
Was ist „Embodied Kognition“ überhaupt?
Der Begriff klingt erstmal sperrig, ist aber eigentlich ganz logisch. Embodied Kognition (oder verkörperte Kognition) bedeutet: Dein Denken entsteht nicht nur im Kopf, sondern in enger Verbindung mit deinem Körper.
Deine Körperhaltung, deine Mimik, dein Bewegungsmuster – all das beeinflusst, wie du dich fühlst, wie du Entscheidungen triffst, wie du dich selbst und andere wahrnimmst.
Ein einfaches Beispiel: Wenn du aufrecht gehst, atmest du tiefer. Dein Blick hebt sich. Du wirkst selbstbewusster – und fühlst dich mit der Zeit auch so. Das ist keine Einbildung, sondern Biologie. Dein Gehirn registriert, wie du dich bewegst, und passt deine innere Haltung daran an.
Was das mit Tanzen zu tun hat
Tanzen ist eine der ausdrucksstärksten Formen von „Embodiment“. Jede Bewegung, jede Geste, jeder Rhythmus verbindet Körper, Geist und Emotion. Wenn du tanzt, bist du im Moment – und oft viel ehrlicher mit dir selbst als im Gespräch.
Besonders spannend: Tanzen spricht nicht nur deine Muskeln an, sondern auch dein Nervensystem, deine Aufmerksamkeit und deine Emotionen. Du trainierst deine Körperwahrnehmung, entwickelst ein Gespür für deinen inneren Zustand – und kannst ihn durch Bewegung bewusst verändern.
Studien zeigen, dass Menschen, die regelmäßig tanzen, oft besser mit Stress umgehen, kreativer sind und ein positiveres Körperbild entwickeln.
Kein Wunder: Wer sich in seinem Körper zuhause fühlt, denkt auch anders über sich selbst.
Lady Styling, Körpergefühl & Selbstbild
Vielleicht hast du speziell in unseren Solo-Kursen schon erlebt, wie sehr dein Ausdruck von innen kommt. Natürlich geht es um schöne Armbewegungen, Isolationen, Körpertechnik und Flow – aber genauso um deine innere Haltung.
Denn eine Bewegung, die „gut aussieht“, wirkt nur dann wirklich authentisch, wenn du sie auch fühlst. Wenn du deinen Körper von innen heraus steuerst – statt dich von außen zu korrigieren.
Das ist Embodied Kognition in Aktion.
Du veränderst deinen Körper – und dein Körper verändert dich.
Bewegung als Spiegel deiner inneren Welt
Tanzen macht sichtbar, was in dir steckt. Vielleicht kennst du das:
An Tagen, an denen du dich unsicher fühlst, ist dein "Ausdruck" zurückhaltender.
Wenn du wütend bist, tanzt du vielleicht kraftvoller.
Nach einer Einheit voller Flow bewegst du dich weicher, geschmeidiger – auch außerhalb des Tanzraums.
Solche Veränderungen passieren oft unbewusst. Doch genau darin liegt das Potenzial: Wenn du lernst, sie bewusst wahrzunehmen, kannst du sie auch gezielt einsetzen.
Du wirst zum Gestalter deines Ausdrucks. Und damit auch deines Lebensgefühls.
Kleine Übung für dich: Tanz dein Gefühl
Beim nächsten Tanz – ob im Kurs oder daheim – frag dich:
Wie fühle ich mich gerade wirklich?
Welche Körperteile sind aktiv – und welche nicht?
Was passiert, wenn ich meine Haltung ändere? Mein Gewicht verlagere?
Vielleicht brauchst du keine Antwort in Worten. Dein Körper wird sie dir geben – durch Bewegung, durch Atmung, durch Präsenz.
Warum Tanzen mehr bewirkt als klassisches „Mindset-Coaching“
Viele Wege der Persönlichkeitsentwicklung setzen beim Denken an. Affirmationen, Glaubenssätze, mentale Strategien – all das kann helfen. Aber oft bleibt etwas abstrakt, wenn der Körper nicht mitkommt.
Wenn du hingegen mit deinem Körper arbeitest – durch bewusste Bewegung, durch Tanzen – verankerst du Veränderung tiefer. Sie wird fühlbar. Verkörpert. Und damit echt.
Darum ist Tanzen im Speziellen für viele Frauen mehr als ein Hobby. Es ist ein Weg zurück zu sich selbst. Zu Kraft, Ausstrahlung und Lebendigkeit. Jedoch auch für Männer ist das Tanzen ein neu- oder auch wiederentdeckter Zugang zur inneren Kraft, Verbundenheit und zum eignen "Standing".
Dein Körper ist kein Anhängsel – er ist ein intelligentes System
Embodied Kognition zeigt: Du denkst mit deinem ganzen Körper. Jede Bewegung ist Information. Und du kannst entscheiden, welche „Daten“ du senden willst – nach außen und nach innen.
Das bedeutet nicht, dass du ständig kontrolliert oder perfekt sein musst. Im Gegenteil: Es geht darum, wieder Vertrauen in deinen Körper zu entwickeln. Ihm zuzuhören. Und ihn bewusst als Ressource zu nutzen.
Fazit: Du denkst nicht nur mit dem Kopf. Du denkst mit deinem ganzen Wesen.
Tanzen bringt dich ins Jetzt. In Verbindung mit dir selbst. Und mit der Kraft, die in dir steckt – manchmal gut versteckt, aber immer da.
Wenn du diese Verbindung regelmäßig pflegst, verändert sich nicht nur dein Tanzstil, sondern dein Lebensgefühl.
Und das ist vielleicht das schönste Geschenk, das du dir selbst machen kannst. :-)
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