In einer sich quasi selbstüberschlagenden, ja selbstüberholenden und an Geschwindigkeit kaum zu überbietenden
Welt und unserer Sicht und Interpretation auf die Geschehnisse um uns herum, ist es verständlich und nahezu selbsterklärend die Orientierung zu verlieren.
Wie eine Pilgerin und ein Suchender ohne festen Halt im Außen passiert es so den mutigsten und wahrhaftesten Seele unter uns den inneren Kompass zu hinterfragen und neu zu justieren.
Auch heute ist die Welt eine "andere" als sie noch gestern war und wir sind uns selbst verpflichtet angemessen und sinnstiftend die Welt Tag für Tag zu gestalten und neu zu "entfalten".
Welche rühmliche Bürde und Faszination zugleich, wenn doch der Mut nicht immer von alleine im schönsten Gewand daher kommt...
Die kleinen Handlungen sind es, mit denen sich jeder Einzelne von uns eine Gemeinschaft und die Verbundenheit erschafft, um so eine Atmosphäre der Menschlichkeit zu ermöglichen.
Doch was bedeutet "Menschlichkeit"?
Ein großes Wort mit viel Interpretationsmöglichkeit, um doch oftmals ohne viel Tiefgang mit Imperativen geschmückt zu werden ohne den Gedanken selbst erfassen zu können.
Die letzten Jahre einer Krise, welche aus vielen einzelnen Krisen subsumiert werden kann, ist wohl im ehesten eine Krise des Mutes!
Denn es ist der MUT, der uns die innere Stärke gibt sich an unsere eigenen Werten zu orientieren.
Was passiert jedoch, wenn uns dieser Zugang verloren geht?
Ängstlich klammern wir uns an unser gewohntes Leben und können vor lauter festhalten das viel Größere, nämlich unsere Freiheit nicht mehr sehen und ... verlieren.
Der Soziologe Konrad Pfaff (1922 bis 2012) bezeichnet diese Form Selbstentfremdung als „Krankheit der Selbstverneinung“, die epidemisch verbreitete ist, aber doch weitgehend unerkannt bleibt. Der Verzicht auf unser Selbstsein: auf unsere eigenen Werte, Gefühle, Vorstellungen und Ziele hat nicht nur persönliche Konsequenzen. Auf gesellschaftlicher Ebene kann diese Haltung in die Katastrophe führen. Der Psychoanalytiker und Sozialpsychologen Erich Fromm (1900 bis 1980) hat sich in seiner Humanistischen Ethik diesem Problem ausführlich gewidmet. Er kommt dabei zu folgendem Ergebnis:
„Ob unsere Epoche zu einer Epoche des Übergangs oder des Untergangs wird, hängt von unserem Mut ab, wir selbst sein zu können“.
Wie aktuell dieser Satz, der in den 1970er-Jahren formuliert wurde, einmal werden würde, hätte sich Fromm sicherlich nicht träumen lassen.
Vor dem Hintergrund der Fromm‘schen Analyse erscheint mir mein eigenes Ringen um Würde und Freiheit umso bedeutsamer und dringlicher.
Aber wo kommen mir Mut und Unterstützung her?
Die Magie beginnt außerhalb der Komfortzone
Alles, was mir als Kind unmöglich schien, weil ich übermächtigen Verhältnisse hilflos ausgeliefert war, kann mir als Erwachsener gelingen. Denn was man einmal gelernt hat, lässt sich auch wieder verlernen. Das klingt leichter, als es ist. Denn die kindlichen Ängste und Verhaltensmuster haben sich tief in unsere Psyche eingegraben. Alte Muster zu verändern, ist mühsam, unbequem und kostet Kraft. Deshalb brauchen wir die feste Entschlossenheit, den Weg unserer Selbstwerdung immer wieder neu zu gehen.
Jenseits des gewohnten Terrains, auf dem wir uns sicher fühlen, beginnt das verheißene Land. Oder wie Johann Wolfgang von Goethe sagt:
„In dem Augenblick, in dem man sich entschließt, zu handeln, bewegt sich die Vorsehung auch. Alle möglichen Dinge, die sonst nie geschehen wären, geschehen, um einem zu helfen (...) Handeln enthält Magie, Anmut und Kraft!“
Das Herz klopft Beifall
Jedes große Ziel lässt sich mit vielen kleinen Schritten erreichen. Jeder Zentimeter, den ich meinen Fuß klopfenden Herzens auf Neuland setze, zählt und bringt mich voran. „Wenn Angst in dir aufsteigt und dein Herz zu klopfen beginnt“, so die Aktivistin und Trägerin des Alternativen Nobelpreises Frances Moore Lappé, „ dann betrachte das Herzklopfen nicht als Ausdruck deiner Angst. Nimm es als Zeichen der Anerkennung für deinen Mut, zu dem dir dein Herz gerade Beifall spendet.“
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